Ameisen. Die geheimen Herrscherinnen der Welt

Magdalena Sorger studierte zuerst an der WU Wien BWL, wechselte aber in die Zoologie. Nach einer Station am Naturhistorischen Museum Wien, promovierte sie an der North Carolina State University in Raleigh. Seit ihrer Rückkehr nach Österreich leitet sie das Unternehmen für Wissenschaftskommunikation »Discover Ants«. Foto: Christian Schön.

Faszinierende Überlebenskünstlerinnen

Magdalena Sorger legt ein aufklärerisches wie mitreißendes Buch über Ameisen vor, das umfassende Einsichten und viele Überraschungen enthält.

»In Hamburg lebten zwei Ameisen / Die wollten nach Australien reisen.« Viele wissen, wie das Gedicht von Joachim Ringelnatz ausgeht. Schon in Altona, einem Bezirk der Hansestadt, beendete das Tierduo seine Reise. Viel mehr über Ameisen weiß die Wienerin Magdalena Sorger. Sie widmet ihnen einen ganzen Band und beschreibt Arten, die sie in Österreich, in Äthiopien, auf dem amerikanischen Kontinent sowie auf Borneo erforschte. Bisher leistete sie in fast fünfzehn Jahren für zwölf Ameisenarten die Erstbeschreibung. Nach ihr ist auch eine von ihr in Borneo gesammelte Ameise benannt, die »Diacamma magdalenae«. Mit Verve breitet sie ein Füllhorn an Informationen über die Insektenart aus: dass sie die Dienerinnen der Natur sind; dass sie in hochkomplex organisierten Kolonien leben; dass ohne diese sprichwörtlich rastlosen Insekten ganze Ökosysteme kollabieren würden. Dass sie die Überlebenskünstlerinnen des Planeten Erde sind – seit rund 150 Millionen Jahren passen sie sich und ihre Nester an stetig wechselnde Lebensräume und -verhältnisse an, und das an fast jedem Ort der Welt. Ebenso atemberaubend ist ihre Vielfalt: Es leben, so Schätzungen, 20 Billiarden Ameisen auf der Erde, somit umgerechnet pro Menschenkopf ungefähr zwei Millionen Ameisen. Bisher sind etwa 15.000 unterschiedliche Arten gefunden, beschrieben und verzeichnet worden - zum Beispiel die Pharaoameise, einer der kleinsten, und Ameisen, deren Flugfähigkeit bis heute nicht zur Gänze erhellt ist. Oder die Solenopsis invicta, die Rote Feuerameise, die sich von Mexiko und dem Süden der USA mittlerweile nach Australien, China, Taiwan und in die andere Richtung bis nach Sizilien ausgebreitet hat. Sie ist besonders aggressiv, wird zur Abwehr von Ernteschädlingen eingesetzt, attackiert aber auch Menschen und spritzt Gift in eine winzige, von ihr geschaffene Wunde der Haut. Folgen können Allergien sein, auch lebensgefährliche Schockreaktionen. Die Autorin liefert tiefe, erhellende Einblicke und Erkenntnisse, dass beispielsweise Ameisenvölker in sich echte Teamplayer sind und sie ihr Terrain sorgsam und nachhaltig bewirtschaften. (Foto: Gemeinfrei)

Ameisen. Die geheimen Herrscherinnen der Welt


Sorger, Magdalena
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