Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. Eine Menschheitsgeschichte

Harald Meller (Foto) studierte Archäologie, Ethnologie und Frühgeschichte an der FU Berlin und war wissenschaftlicher Mitarbeiter in Köln. Seit 2004 ist er Direktor des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle. Kai Michel studierte in Berlin Geschichte und Literaturwissenschaft. Er war Wissenschaftsredakteur u.a. bei der ZEIT und der WELTWOCHE und schrieb u.a. für die FAZ, GEO und BRAND EINS. Er lebt als freier Autor in Zürich und im Schwarzwald. Carel van Schaik studierte Biologie in Utrecht. Nach Forschungsjahren in Den Haag und Princeton wurde er 1989 Professor der Duke University in Durham, North Carolina. Von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2018 lehrte er an der Universität Zürich. Foto: Christiane Gundlach.

Von Krieg und Gewalt

Ein Archäologe, ein Anthropologe und ein Historiker analysieren Krieg und Gewaltpotenziale in der Menschheitsgeschichte. Dabei ist der homo sapiens für Frieden geschaffen.

Krieg ist eine Anomalie. Dieser Befund findet sich ganz am Ende von »Evolution der Gewalt«. Krieg und Gewaltspiralen sind vielmehr kognitive Fehl- und Kurzschlüsse. 99 Prozent der Evolution vollzog sich weitgehend bis völlig konfliktlos. Dennoch zieht sich eine Spur der Gewalt durch die gesamte Menschheitsgeschichte: Beispiele ritueller Praktiken und physischer Gewalt lassen sich seit dem mittleren Paläolithikum fassen. Trotz des fortschreitenden Anstieges relevanter archäologischer Befunde und der Verfeinerung wissenschaftlicher Methoden sind rituelle Gewalt und Rituale der Gewalt für die archäologische Forschung dennoch schwer zu belegen. Der Archäologe Harald Meller, der Niederländer Carel van Schaik, der vierzehn Jahre lang in Zürich lehrte und an der dortigen Universität als Direktor des Instituts und des Museums für Anthropologie amtierte, sowie der Historiker und Journalist Kai Michel beugen sich in vier Kapiteln über Gewalt und Gewalteruptionen in der Menschheitsgeschichte. Es geht um Krieg und menschliche Natur, es geht um das evolutionäre Fundament, also wie Menschen zu Menschen wurden. Thematisiert werden ebenso kollektive Gewalt wie Kriegsausbrüche und deren Auswirkungen, die Kriegsmaschine Staat, der Krieg gegen Frauen, Krieg im Namen eines Gottes oder einer Theologie. Als Fazit geben sie zwölf Lektionen an die Hand, wie Konfliktlösungen aussehen und gestaltet werden können, indem etwa Diktatoren oder Autokraten in den Arm gefallen wird, die Krieg als Instrument der Machtsicherung einsetzen, indem Aufklärung eingesetzt wird, um Krieg die Legimitation zu entziehen, auch dass es unumgänglich ist, präventiv aktivierbare Lösungen im Vorfeld zu entwickeln. Von der Evolutionären Anthropologie über Primatologie zu Soziologie, Geschichts-, Kultur- und Religionswissenschaften und schließlich Ethnografie und Archäologie: »Die Evolution der Gewalt« ist ein detailreiches, aus vielen wissenschaftlich aktuellen Einsichten ganz unterschiedlicher Disziplinen untermauertes Plädoyer wider die simplistische und recht zynische These, dass Krieg zu führen in der Biologie des homo sapiens tief verankert, ja vielleicht sogar in seine DNA eingezeichnet ist. (Foto: Gemeinfrei)

Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. Eine Menschheitsgeschichte


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