Ostalpen-Saga. Die Biografie eines Gebirges

Der 1960 geborene Geologe Hans Egger ist seit 1990 an der Geografischen Bundesanstalt in Wien tätig. Dort stand er lange der Abteilung für Paläontologie und Stratigraphie vor. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. »Bunte Steine« und (mit Godfrid Wessely) »Wienerwald. Geologie, Stratigraphie, Landschaft und Exkursionen«. (Foto: Friedl Nussbaumer)

Hoch und weit das Gebirge

Hans Eggers »Ostalpen-Saga« ist ein in die Tiefe der Erdgeschichte gehendes Porträt eines Gebirges und zugleich eine funkelnd abwechslungsreiche, faszinierende Einsichten bietende Einführung in die Geologie.

Vom Wiener Becken bis Chur und das schweizerische Glarus. Dabei ist die rund 50 Kilometer breite Ebene rings um Österreichs Hauptstadt tatsächlich die einzige Unterbrechung des Alpen-Karpaten-Gebirges zwischen dem Süden Frankreichs und dem Schwarzen Meer. Doch konträr zu dieser geografisch klaren Ostgrenze ist die geografische Abtrennung der Ostalpen von den Westalpen ein ideelles Konstrukt, eine Linie, die vom Bodensee erst nach Süden durchs Rheintal verläuft und von dort über den Splügenpass zum Comer See. Die südliche Begrenzung der Ostalpen ist scharf, es ist die so genannte Periadriatische Naht. In dieser Zone sind Gesteine in der Regel zertrümmert und werden infolge Erosion fortgeweht und abgetragen. So entstanden Täler wie das der Gail in Tirol und Kärnten. Der renommierte Geologe Hans Egger, der sein ganzes Berufsleben an der Geografischen Bundesanstalt in Wien verbrachte, legt nun eine prächtige und staunenswert reich illustrierte Monografie über die Ostalpen, sein langjähriges Spezialforschungsgebiet, vor. Zugleich ist dies eine leichthändige, ausnehmend erhellende Einführung in Geografie und Stratigraphie, in die Erdgeschichte von 1,4 Milliarden Jahren. Man erfährt ungemein Lehrreiches über diverse Phasen, von der Präkambrium- über die Karbon- zur Kreide- und Eozän-Zeit, vom frühen Miozän zum Holozän zur Gegenwart. Es geht in angenehm zugänglicher Sprache, in der Fachwissen leichthändig und mit Witz vermittelt wird, auch um die Geschichte der Erforschung, um die Ybbsitz-Meteoriten oder magmatische wie metamorphe Gesteine. Diese lebendige, mit Verve und nicht zu überlesendem Eigenvergnügen geschriebene, abwechslungsreiche, mit nicht wenigen anekdotischen Vignetten durchsetzte Biografie handelt von Peridotiten wie von Vulkankegeln, von Lithosphäre, Dolomitgesteinen und dem Tethys-Ozean. Kurz: um all das, was Gesteine uns aus Jahrmilliarden mitzuteilen haben inklusive reichlich bizarrer Lebewesen, verblüffender Entwicklungen und nicht weniger Augen öffnender Einblicke in und auf das, was buchstäblich beim Wandern und Bergsteigen unter unseren Füßen liegt. So entpuppen sich die Ostalpen als von großem, ja unendlichem Erkenntnisreichtum ausgezeichnet. (Abbildung: Wikimedia Commons)

Ostalpen-Saga. Die Biografie eines Gebirges


Egger, Hans
Anton Pustet