The Internet of Animals. Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können

Martin Wikelski studierte Biologie an der LMU München und promovierte in Bielefeld über Verhaltensökologie. Es folgten Stellen in Seattle, Panama, in Illinois und Princeton. Seit 2008 ist Wikelski Professor für Ornithologie in Konstanz und Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell. Foto: Fiona Wikelski.

ICARUS und seine Tiere

In »The Internet of Animals« beschreibt Martin Wikelski, Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell am Bodensee, ein zukunftsträchtiges digitales Forschungs-Überwachungssystem.

Martin Wikelski, als Biologe und Ornithologe mit vielen Preisen ausgezeichnet, erforscht globale Tierwanderungen mit dem Ziel, ein intelligentes Sensornetzwerk von Tieren zu schaffen, das »Internet der Tiere«, und damit Tiere weltweit zu schützen. Mit einem System zur kontinuierlichen Verfolgung Tausender von Tieren aus dem Weltraum, ICARUS, leistet er Pionierarbeit und eröffnet damit eine neue Dimension bei der Nutzung von Tierbeobachtungen als Instrument für den Naturschutz. Im Buch »The Internet of Animals« berichtet er von diesem langjährigen Forschungsprogramm, das noch nicht zur Gänze abgeschlossen ist. Die »International Cooperation for Animal Research Using Space«, kurz: ICARUS, hat ein satellitenbasiertes Tierbeobachtungssystem initiiert und mit internationalen Partnern vorangetrieben. Wikelski steht diesem Projekt seit Jahren vor. Alles begann Ende der Neunziger Jahre, als er und sein Team Ozelote auf einer kleinen Insel vor der Küste Panamas mit einem Radiotelemetriesystem überwachen und beobachten wollten. Doch ihre Prämisse erwies sich als falsch, blieben doch die Tiere nicht auf der Insel, sondern verließen sie immer wieder. Das Eiland erwies sich als Knotenpunkt eines großen, ja globalen Reisenetzwerks und nicht als isoliertes Miniuniversum. Diese Erkenntnis war der Auslöser, ICARUS auf den Weg zu bringen. Vier Jahre waren konzipiert, mehr als 20 sind es bis heute. Die Leitfragen lauten: Wohin fliegen Wandervögel oder Schmetterlinge nun genau, wenn sie in den Süden aufbrechen? Wie oft machen sie die Wanderung? Sind sie tagsüber unterwegs oder nachts? Dies sollte ICARUS internetbasiert kartieren, was 2022 der Abbruch der russisch-europäischen Kooperation fast beendete. Ende 2024 soll das System auf einem eigenen Kleinsatelliten im Weltall unterwegs sein. Doch welchen Nutzen hat die Beobachtung von Tieren aus dem All? Wikelski ist überzeugt, dass dies nicht nur für die Verhaltensforschung sowie den Tier- und Naturschutz sinnvoll ist, sondern auch Menschen vom Verhalten der Tiere profitieren werden. So könnte die Überwachung von Wanderbewegungen wilder Wasservögel und möglicher Kontakte mit Nutztieren helfen, rechtzeitig Ausbrüche der Vogelgrippe zu bemerken. (Foto: Gemeinfrei)

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