Warum wir sterben. Die neue Wissenschaft des Alterns und die Suche nach dem ewigen Leben

Venki Ramakrishnan studierte Biologie in Vadodara, Indien. Es folgten zahlreiche Stationen in den USA u. a. in Yale. Seit 1999 forscht er in Cambridge. 2009 wurde er mit dem Nobelpreis für Chemie »für die Studien zur Struktur und Funktion des Ribosoms« ausgezeichnet. Foto: Kate Joyce Santa Fe Institute.

Warum Menschen sterben

Der indisch-englische Chemiker und Nobelpreisträger Venki Ramakrishnan über längeres Leben und Lebensverlängerungsmaßnahmen, wie der Körper neuronal und zellulär Altern verarbeitet und wie physisches Ende aussieht.

Eine der vielleicht lebendigsten, zumindest eine der finanziell am stärksten Kapital lukrierende Startup-Branchen ist jene, die sich mit der Verlängerung des Lebens beschäftigt. Im 20. Jahrhundert eher ein sehr randständiges Thema für die Gerontologie und Tummelfeld für potente Exzentriker, sammelten seit dem Jahr 20 14 mehr als 700 Startups weltweit Milliarden von US-Dollar ein, um das Letztproblem des Menschen anzugehen – seine Sterblichkeit. Aber warum sterben Menschen eigentlich? Über die neue Wissenschaft des Alterns und die Suche nach dem ewigen Leben beugt sich der aus Indien stammende, seit Jahrzehnten in Großbritannien forschende und lehrende Chemiker Venki Ramakrishnan, dem 2009 für Forschungen über Zellproteine der Nobelpreis verliehen wurde. In überaus leichter Manier erzählt er von der jahrtausendealten Suche ganz unterschiedlicher Menschheitskulturen, alt, sehr alt, ja unsterblich zu werden. Es geht um Revolutionen in der Biologie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Gene einsetzte. Dass diese auch eine akute politische Schlagseite hat, das benennt Ramakrishnan bereits in der Einleitung. »Große Teile der Welt«, schreibt er, »stehen vor einer wachsenden alternden Bevölkerung, und sie so lange wie möglich gesund zu erhalten, ist zu einer dringenden gesellschaftlichen Notwendigkeit geworden.« Die Folge? Ein rasanter Aufschwung der Altersforschung, soziologisch – in manchen Staaten erklärt sich die Sterbealterkluft durch Reichtum oder Armut –, noch stärker in der Biologie. Den aktuellen Stand rapportiert er und zeigt zukünftige Forschungswege auf. Es geht um Zellen und um Regeneration, es geht um gesunde Lebensführung und den psychologischen Schrecken Vieler des Nichtmehrseins, der im Alltag habituell ausgeblendet wird, es geht um Krankheiten wie Demenz oder Krebs, es werden aufregende Cutting Edge-Erkenntnisse in nüchternen Laboratorien ebenso debattiert wie unseriöse New Age- oder andere Versprechen, etwa der Kryonik, des Einfrierens eines Leichnams zum Zweck der Reanimierung. Von alldem schreibt Ramakrishnan angenehm lebendig und auch nicht selten persönlich. Schließlich ist er selbst Großvater und mittlerweile 72 Jahre. (Foto: Gemeinfrei)

Warum wir sterben. Die neue Wissenschaft des Alterns und die Suche nach dem ewigen Leben


Ramakrishnan, Venki
Klett-Cotta